Fragen an den Autor
Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass du angefangen hast zu schreiben?
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Im Prinzip denke ich mir schon seit meiner Kindheit Geschichten aus. Wenn in der Legostadt meines besten Kumpels die Verfolgungsjagden tobten, dann war für uns auch immer die Rahmenhandlung relevant. Die Ereignisse, die wir damals spielerisch umsetzten, standen nie nur für sich, sondern hatten einen Hintergrund. Das Warum und Weshalb zog sich dann auch weiter durch mein Leben.
Ich habe dann angefangen die Geschichten in meinem Kopf aufzuschreiben. Zu Anfang noch recht einfach. Aber von Mal zu Mal wurden die Erzählweisen komplexer. Ich weiß noch, dass mein ersten "Buch" (es waren ein paar Din A4 Seiten, handgeschrieben) sich um ein Gruselhaus drehte. Ich habe das Cover per Hand gezeichnet. Niemand außer mir selbst hat es je gelesen.
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Was können Leser von deinen Texten und Büchern erwarten?
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Ich lege sehr viel Wert auf die Ausgestaltung der Welt und der Charaktere. Ich mag es persönlich sehr gern, wenn ein Charakter einen Hintergrund hat, Gefühle und Ziele. Es geht bei mir nie "nur" um den Plot. Wer einen actiongeladenen Text erwartet, in dem die Protagonisten von einem Gemetzel in das nächste stürzen, dann wird man enttäuscht werden.
Meine Geschichten nehmen sich Zeit und viele Fragen, die man sich während des Lesens stellt, werden oft erst später beantwortet. Ich finde es gut, wenn sich die Leser ihre eigenen Gedanken machen. Ich kaue ihnen nicht alles vor und serviere es dann. Der Leser wird nicht gleich alle Hintergründe verstehen und erfahren. Vielleicht muss er seine gefestigte Meinung über einen Charakter auch grundlegend revidieren. Mit Stereotypen kommt man bei mir nicht weit.
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Ein weiterer Punkt sind die Dialoge. Die Charaktere sprechen viel miteinander und eine Dialogszene kann schon mal einige Seiten in Anspruch nehmen. Aber sie reden nie nur zum Selbstzweck. In den Gesprächen kann der Leser meistens etwas über die Charaktere erfahren und natürlich der Welt. Eine Nebenhandlung läuft meistens auf ein Ziel hinaus und bringt dem Leser ein Thema näher, welches im späteren Verlauf Handlungen und Wesenszüge der Figuren verständlich macht. Das geschieht auch oft retrospektiv.
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Die Charaktere, die du beschreibst, sind nicht unbedingt das, was man von Helden erwarten würde. Was, wenn ich sie als Leser nicht sympathisch finde?
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Ich verspreche, dass wird man auch nicht immer. Kein Mensch auf der Welt ist perfekt. Der Mensch hat Fehler. Wenn man seinen Lieblingsmenschen einmal näher betrachtet, dann wird man feststellen oder sich erinnern, dass es Situationen gab, in denen er einfach mal unausstehlich war.
Meine Geschichten spiegeln keine perfekte Welt wieder, mit Einhörnern und leuchtenden Regenbögen (zumindest noch nicht, kann ja alles noch kommen). Sie beschäftigen sich mit der Realität, auch wenn sie in einer Fantasy-Welt spielen. In meiner Romanreihe "Chroniken der Drachenreiterin" wird das deutlich. Die Welt ist hart und erbarmungslos. Die Abenteuer, welche die Protagonisten erleben, gehen nicht spurlos an ihnen vorbei. Das würden sie bei keinem von uns. Und dennoch findet man in den Büchern immer wieder einen Hort, in denen sie Hoffnung und Frieden finden. Dieser kommt nicht von ungefähr, sondern entsteht durch ihr eigenes Handeln. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt in meinen Texten, vielleicht genauso wichtig, wie der Handlungsplot.
Ein Leser sollte sich darauf einstellen.
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Fehlen in der Fantasywelt, die du in den Büchern "Chroniken der Drachenreiterin" beschreibst, nicht viel mehr fantastische Wesen?
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Nun, es gibt Drachen. Reicht das nicht?
Ich habe viel High-Fantasy-Literatur gelesen. Und ich bin für mich selbst auf ein großes Problem gestoßen: Ich war oftmals einfach überfordert mit der Fülle an Fantastereien. Das fängt schon bei den Namen an. Ich selbst habe ein unglaublich schlechtes Namensgedächtnis. Und wenn dann noch Bezeichnungen, Orte, Namen etc. auftauchen, die nicht unseren semantischen Gewohnheiten entsprechen, dann blicke ich irgendwann gar nicht mehr durch. Ich finde es dann unglaublich anstrengend der Geschichte zu folgen, besonders, wenn man gleich am Anfang mit allem konfrontiert wird.
Die Fantasy, die ich beschreibe, soll da viel subtiler sein. Natürlich fragt man sich, ob es noch andere Wesen gibt, die man aus den gängigen Fantasy Universen kennt. Diese Frage wird jedoch nicht gleich beantwortet werden. Nach und nach taucht man beim Lesen dann in eine Welt ein, die einem manchmal bekannter und manchmal fremder vorkommt, als unsere.
Etwas nicht mit Gewissheit zu wissen, macht für mich den Charm meiner Texte aus. Das hat mich schon bei Lovecraft begeistert.
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